Auf geht´s in die Mongolei – Ulan Bator

Von Irkutsk am Baikalsee ging es für uns weiter mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Ulan Bator in die Mongolei. Die Fahrt dauerte 33 Stunden und alleine die Grenzabfertigung dauerte geschlagene 9 Stunden. Wir hatten dabei das Glück in einer wiklich alten Transsibirischen Eisenbahn zu sitzen. Das Interieur, die Decken und Vorhänge waren absolut nostalgisch. Leider waren auch die Polster der Sitze und Schlafplätze nostalgisch alt und entsprechend hart 🙂 Da wir aber das Abteil für uns ganz alleine hatten, hatten wir reichlich Platz und konnten uns gut bewegen.

Warum die Grenzabwicklung so lange gedauert hat, können wir uns nicht so richtig erklären. Man steht viel rum und wartet – zeitweise wird man auch mal eingesperrt und darf den Zug nicht verlassen. Dann stürmen Beamte mit Hunden den Zug und durchsuchen stichprobenartig alles. Unser Ausweis wurde bei den Russen ca 4x angeguckt und bei den Mongolen 2x. Wobei dazwischen immer wieder viele Pausen waren und wir das ganze Prozedere auch nicht verstanden haben. Aber eine durchaus interessante Grenzfahrt…

Angekommen in Ulan Bator ging es für uns ca 6 km zu Fuß mit vollem Gepäck zu unserer Wohnung. Der erste Eindruck der Stadt war nicht überwältigend. Selbst Novosibirsk erschien uns auf den ersten Blick schöner. Allerdings ist in Ulan Bator die Integration der nomadentypischen Jurten, das Nomadentum und Dschinghis Khan durchaus interessant. Die Stadt ist aber wirklich keine schöne Stadt.

In der Monoglei spielt sich das urbane Leben komplett in der Hauptstadt ab. Ca. die Hälfte der Einwohner wohnen bereits in der Hauptstadt (1,3 Millionen) und die Tendenz ist steigend. Immer mehr Mongolen ziehen vom Land in die Metropole. Die Versorgung, die Bezahlung und die Möglichkeiten sind hier einfach besser. Je weiter weg man von der Hauptstadt ist, desto weniger Geld bekommt man für seine Viehzucht und Waren.

Entsprechend schnell wächst die Stadt rund um den zentralen Süchbaatar-Platz mit dem Dschinghis Khan Denkmal. Es gibt ein sehr quirliges Leben in der Stadt und in den Straßen. Überall stehen aber auch Baukräne und entstehen neue Wohnblöcke.

Ansonsten fällt auf, dass auch Nachtleben in Ulan Bator reichlich vorhanden ist und man durchaus gut Abends weggehen kann. Von klassischen Irish Pub bis zu gefühlt 100.000 Karaoke Bars an jeder Ecke – alles ist vorhanden. Auch einige Discotheken und Clubs haben wir gesehen, aber nicht ausgetestet. Die meisten Clubs gibt es in der Nähe der City und hier wird man sehr schnell fündig.

Ulan Bator – Hauptstadt

Kommen wir gleich zum quirligen Leben – der Autoverkehr ist gewaltig. Permanent staut es sich in den Straßen und die Fahrweise der Mongolen ist nicht mit unseren Standards vergleichbar. Ampeln oder Fußgängerüberwege sind nur Hinweise und müssen nicht dringend beachtet werden. Generell gilt, wer größer und schneller ist , der gewinnt (Fußgänger sind da natürlich etwas benachteiligt). Auf den wichtigsten Kreuzungen steht deshalb hier fast permanent zusätzlich die Polizei und regelt mit lauten Pfeifen den Verkehr – bzw. probiert dies. Denn selbst an diesen Kreuzungen werden die Anordnungen nicht oder nur selten eingehalten. Der Sound auf solchen Kreuzungen ist jedenfalls sehr interessant. Permanente Trillerpfeife und hupende Autos gesellen sich zu den üblichen Verkehrslärm und der an manchen Orten vorkommenden Werbebeschallung.

Für uns war alle Fälle schnel klar, dass Autofahren hier nur mit Vollversicherung zu empfehlen ist 🙂 Dazu aber später…

Wir hatten geplant, in Ulan Bator erstmal uns zu orientieren und uns eine Tour zu organisieren. Die Angebote, die wir im Vorfeld im Internet gefunden haben, waren uns da einfach zu teuer. Aber auch in Ulan Bator – eine Stadt mit einem Durchschnittseinkommen von ca 400 Euro / Monat – waren diese Angebote übermäßig teuer. So gab es 1 Tages Touren ins Umland für 120 € pro Person und Touren in die Wüste Gobi ab 2000 € / pro Person. Wir fanden dies unverschämt, haben aber bei unserem 1 Tag Recherche vor Ort bei Touristoffice und in der City nichts besseres gefunden.

Selbst die National Parks in der Nähe von Ulan Bator sind mit öffentlichen Verkehrsmittel kaum zu erreichen. So gibt es zum Beispiel in den Gorkhi Terelj National Park nur einen Bus täglich um 16 Uhr hin und um 8 Uhr morgens zurück. Übernachtungen findet man im Internet so gut wie keine bzw völlig überteuert (Wobei wir im nachhinein hier anmerken müssen, dass es reichlich Übernachtungsangebote vor Ort für jedes Budget gibt. Also einfach hinfahren! Aber das wussten wir vorher nicht).

Also Planänderung: Eigenes Auto mieten wie oben beschrieben nur mit Vollversicherung (inkl. Steinschlag etc) kostet hier für einen Jeep ca 90 Euro / Tag. Alternative: das Mieten eines Jeep inkl. Fahrer – hier haben wir nach einiger Internetrecherche dann einen Anbieter für 73 € pro Tag gefunden inkl. englisch sprachigen Fahrer. Benzin und Verpflegung für den Fahrer muss man – wie in der Mongolei üblich – noch zusätzlich bezahlen.

Prinzipiell war das noch immer teuer – schließlich wollten wir ja auch noch 2 Wochen in die Wüste Gobi – aber unter allen Alternativen war dies die Beste. Wir haben den Fahrer schließlich gebucht für einen Ausflug in den Gorkhi Terelj National Park und zum Reiterstandbild des Dschingis Khan (54km vor der Stadt).

Zusätzlich haben wir ein öffentliches Busticket für 9 € pro Person (Dragon Bus Terminal) gekauft nach Dalandsadgad – die Stadt vor der Wüste Gobi – mit dem Ziel, uns dann vor Ort irgendwie einen Fahrer oder Fahrgelegenheit zu organisieren. Generell muss man hier erwähnen, dass alles Organisatorische in der Mongolei recht schwierig ist. Kaum jemand spricht englisch und auch die Beschilderungen sind nur in mongolischer Schrift. Es gibt keine richtigen Busübersichtspläne und auch die Bushaltestellen haben teils unterschiedliche Namen. Straßennamen und Nummern haben keine große Bedeutung, da die Orientierung in der Mongolei mehr über Gebäude und Monumente funktioniert. Ohne mongolische Sprachkenntnisse wirklich spannend.
Wir haben über 6 Stunden gebraucht die richtige Bushaltestelle im Stadtplan zu finden, obwohl wir den englischen Namen kannten (stand auf dem Ticket) und wir haben viel im Internet recherchiert und auch Mongolen gefragt. Viele Orte und auch Plätze haben – um die Verwirrung perfekt zu machen – auch noch den gleichen Namen…. Aber irgendwie geht es dann doch immer. Immer wenn wir gar nicht mehr weiter wussten, dann kam irgendwoher ein englisch sprechender Mongole und hat uns super freundlich geholfen. Egeal ob die beim Telefonkartenkauf (toller Erlebnis), Busticketkauf oder beim Suchen der Buslinie war.

Man muss nur lange genug verzweifelt und fragend gucken und es kommt jemand – wahrscheinlich kennen die Mongolen diese Problematik selbst auch… Die Mongolen sind generell sehr nett, offen und hilfsbereit.

Unser Tagesausflug in Ulan Bator

Unser erster Fahrer war Ogi. Er hat mal 12 Jahre in Amerika gelebt und ist wegen seiner Familie wieder zurück gekommen. Eigentlich will er wieder weg, abr er bekommt kein Visa mehr. Er hat ein Toyota Jeep und lebt etwas außerhalb von Ulan Bator (wegen dem Smog). Der erste Stop unseres Ausfluges war am Reiterstandbild des Dschingis Khan. Ein Monument, welchesim Jahre 2008 erste erstellt wurde und derzeit mit 30 m das größte Reiterstandbild der Welt ist.

Doch irgendwie hatten wir das Gefühl, das ist hier falsch. Man fährt durch die fast unbewohnte Steppe der Mongolei und plötzlich und unmotiviert erscheint ein riesiges Denkmal und strahlt einem silber entgegen. Unser erster Eindruck war: hier hat man ohne jemanden zu stören einfach etwas fü Touristen hingebaut… Unser Fahrer merkte unsere Unzufriedenheit und hat uns angeboten, uns zu einem schönen Platz auf einem der höchsten Berge mit toller Aussicht zu bringen – wir sagten sofort ja. Das wir auf die Bergspitze mit dem Auto fahren, wussten wir da noch nicht…

Unser Fahrer mag nicht laufen – und sein Jeep war wirklich gut. Die Aussicht war toll und wir haben zum ersten Mal einen kleinen Eindruck von der schieren Unendlichkeit des Landes gesehen.

Weiter ging es zum Gorkhi Terelj National Park. Die besonderen Felsformationen (inkl. der Schildkröte als Titelbild dieser Seite) sind besonders sehenswert. Auch hier kannte er zusätzlich eine geheime Stelle ohne viel Touristen auf der Spitze eines Berges (natürlich mit dem Auto zu erreichen) mit wirklich tollen Aussichten. Ein wirklich gelungender Ausflug mit Plätzen, die wir ohne unseren Fahrer auch nie gefunden hätten.

Unser Fahrer hatte uns durch die „Geheimtipps“ wirklich überzeugt. Ebenso hat er uns angeboten, wenn wir mal wieder eine Tour machen wollten, dass wir es auch direkt mit ihm deutlich billiger als über die Agentur machen könnten. Er hat uns angeboten für 40 € pro Tag (zzgl Benzin und Verpflegung), was wir dann auch spontan für unsere Tour in der Mitte der Mongolei angenommen haben. Auch hat er uns angeboten, dass er uns einen Kontakt mit einem Fahrer aus Dalandsadgad herstellt und vermttelt. Perfekt! Viele Probleme wurden auf einmal gelöst 🙂

Unsere Unterkünfte

Insegsamt waren wir in 3 verschiedenen Unterkünften in Ulan Bator. Die erste, war eine der schlechtesten, die wir bisher hatten. Sie hatte zwar eine interessante Tapete, aber ansonsten hat sie fast nichts eingehalten, was Sie bei Airbnb versprochen hat. Wir hatten zum Beispiel nur an einem Tag heißes Wasser (sonst kalt Duschen) und an vielen Tagen gar kein fließend Wasser, die Tür ließ sich nicht zumachen (Griff defekt), Waschmaschine kaputt usw usw… Wir waren froh, als wir hier weg waren. (10 €)

Die zweite Unterkunft war in einem Hostel in der Innenstadt. Sehr großes Zimmer mit eigenem Bad/Dusche. Perfekt! Wir sind hier sogar nochmals hingekommen. (26 €)

Die dritte Unterkunft war ein komplettes Appartment im Zaisan Viertel in Ulan Bator mit sehr gutes Ausstattung. Hier haben wir die letzten 9 Tage in der Mongolei verbracht und auf unseren Flug nach Peking gewartet. (22 €)

Highlights in der Stadt

Wir haben die ganze Stadt zu Fuß erobert. Nur sehr selten sind wir mit dem Bus gefahren (0,20 € / pro Person) – teilweise, weil wir gerne zu Fuß gehen, teilweise, weil es so kompliziert war, herauszufinden wohin die Busse überhaupt fahren. Generell kann man sich in der Stadt sehr gut zu Fuß bewegen und man kann fast alle Highlights so gut erreichen.

Zu den lohenswerten Sehenswüdigkeiten würden wir neben den zentralen Süchbaatar-Platz mit dem Dschinghis Khan Denkmal die 3 Kloster zählen. Eins davon absolut im Zentrum direkt zwischen den modernen Büro und Hotelbauten, ein weiteres kleines in der Richtung Zaisan und das größte und für uns schönste ist das Gandan-Kloster – auch in laufweite aus der City.

Ebenso nett ist der Ausflug zum Dsaisan Denkmal auf einen Hügel. Hier hat man einen sehr schönen Blick von Oben über die (leider nicht ganz so schöne) Stadt Ulan Bator.

Auch sehenswert sind die beiden großen Märkte im Westen (Nähe Dragon Bus Terminal) und im Osten (der für seine Tschendiebe so berühmte Black Market – Narantuul Market). Hier findet man auf riesigen Flächen alles, was das herz begehrt. Von Lebensmittel, Felle, Bekleidung, Taschen, Outdoor bis zum Billardtisch ist alles vorhanden. Auch das Essen ist typisch mongolisch und sehr lecker (wir haben hier „Buuds“ gegessen – mit fleisch (Ziege, Pferd, Schaf oder Kuh) gefüllte Teigtaschen)

Auf dem Narantuul Market haben wir uns zum Beispiel warme Yak-Socken (0,40 €) und auch 2 dicke Schlafsäcke (je 16 €) bis minus 10 Grad für unsere anstehende Tour in der Wüste Gobi gekauft. Die Schlafsäcke waren super – allerdings auch so groß, dass wir sie nach der Tour dem Veranstalter geschenkt haben 🙂

Mongolisches Ringen in der Arena

Ein weiteres Highlight für uns in Ulan Bator war der Besuch eines Meisterschaftkampfes in der Wrestling Arena in Ulan Bator. Hier waren wir Zeuge eines Spektakels und Wettkampf der besten Meister im mongolischen Ringen.

Beim mongolischen Ringen ist vieles anders, als beim klassischen Ringen. Es gibt keine Gewichtsklassen und es wird auf einer großen Matte gleichzeitig gekämpft. Die Kämpfer tragen eine typische mongolische Ringerkleidung und sowohl beim Betreten der Arena, der Vorbereitung und auch nach dem Sieg gibt es rituale wie den Adlertanz um die Fahne etc.

Die Kämpfe sind im k.o. Modus und teilweise durch die vielen Kämpfer auf der Matte auch recht unübersichtlich. Es gibt kein Zeitlimit wie beim normalen Ringen. Sobald ein Kampf länger dauert, wird von einem Schiedsrichter „gewürfelt“ und der Kampf wird in einer besonderen Haltung (mit kleinem Nachteil für einen der Kämpfer) fortgeführt.

Ein wirklich sehr interessantes Erlebnis inkl. Halbzeitshow (mongolische Sänger). Allerdings hat die Veranstaltung auch über 5 Stunden gedauert und das war auf den einfachen Plastikstühlen dann doch sehr anstregend 🙂

Fazit Ulan Bator

Die Stadt Ulan Bator ist nicht schön, aber interessant. Mit den Märkten, Klostern, Museen und eventuell auch den Veranstaltungen (Ringen) kann man gut einige Zeit in der Hauptstadt verbringen. Als Ausgangspunkt für Touren perfekt und auch notwendig, da es fast keine weiteren Verbindungen unter den restlichen Städten in der Mongolei gibt.
Die Stadt und auch die Organisation ist etwas chaotisch und man braucht für alles etwas länger. Aber irgendwie kommt man dann doch weiter und die Mongolen sind sehr hilfsbereit.

Vorsicht bei Veranstaltern und Organisatoren – diese sind meist völlig überteuert. Besser ist hier einen Fahrer direkt zu engagieren. Gerne können wir die Kontaktdaten und Telefonnummer unserer Fahrer Ihnen mitteilen. Bitte hier einfach kurz eine Nachricht schicken.