Arschan – Russland – Perle des Baikal

Unser zweiter Ausflug in der Region Irkutsk ging nach Arschan im östlichen Sajangebirge. Auch dies war ein Tipp von den russischen Pärchen aus der transsibirischen Eisenbahn. Die Busse fahren täglich mehrmals vom Busbahnhof in Irkutsk und die Strecke ist – bis auf einige wirklich große Wellen in der Fahrbahn in der Mitte der Strecke – sehr gut fahrbar (kein Vergleich zu der Schütteltour nach Olchon). Die Busfahrt dauert ca 5 Stunden und kostet aktuell ca. 5,50 € pro Person.

Arschan selbst ist ein sehr kleiner Luftkurort mit ca 2500 Einwohnern und ein beliebtes Ausflugsziel der Russen aus der Region. Besonders macht den Ort das Wasser. In Arschan gibt es eine der besten Wasserqualitäten für Trinkwasser und das Wasser wird hier auch direkt abgefüllt und in Russland verkauft. Am Fluss kann man als Besucher zum Beispiel auch überall bei den Straßenhändlern leere Flaschen kaufen und diese dann selber im Fluß auffüllen. Wobei die leeren Flaschen fast genauso viel kosten wie volle Flaschen im Supermarkt.

Zusätzlich gibt es auch einige heiße Quellen und entsprechende Orte, Bäder etc. vor Ort.

Da die russische Industrie jedoch keinen Wert auf die Erhaltung der Schönheit der Natur für das Auge liegt, sind die vielen Rohre und Kanäle für die Wasserabfüllung in der ganzen Stadt und auch direkt am Fluss und auf den Hauptwanderrouten sehr sichtbar und waren für uns etwas störend.

Arschan – der erste Eindruck

Unser erster Eindruck diese Kurortes war schlimm. Die Straßen und Häuser sind absolut heruntergekommen und selbst die Parks in der Stadtmitte sind ungepflegt und absolut veraltet. Auch ansonsten hat der Ort wenig zu bieten. Neben dem Park gibt es noch eine Wanderung zu einem 7m hohen Wasserfall. Dieser Weg ist im unterem Teil gesäumt von Straßenhändler und Ständen, die Souvenirs und Sachen aus der Region anbieten. Daran erkennt man sehr gut, dass der Ort in Russland wohl ein Touristenmagnet (für Russen) ist. Wobei wir hier wenig entdeckten, was uns zum Verweilen eingeladen hat.

Ursprünglich hatten wir geplant 4 Tage in Arschan zu bleiben. Wir wollten Wanderungen und Treckingtouren im Sajangebirge machen und sind davon ausgegangen, dass es hier auch einige Wanderwege etc gibt – falsch gedacht! Es gibt genau einen Wanderweg in der Region zum Wasserfall. Diesen kann man dann noch etwas erweitern (was wir auch getan haben) und tiefer in das Gebirge gehen. Optimalerweise dann mit Zelt und Übernachtung in den Bergen. Weitere Wanderwege gibt es leider nicht.

Auch gibt es keine Bus- oder Zugverbindungen zu den Ortschaften in der Nähe von Arschan. Es gab wirklich nur in der Zeit, wo wir vor Ort waren, einen einzigen Bus. Irkutsk – Arschan – Irkutsk. Wenn man auf der Strecke irgendwo anders aussteigen wollte, musste man trotzdem das Ticket nach Irkutsk kaufen und ist halt einfach früher ausgestiegen. Andere benachbarte Orte erreicht man nur mit privaten Autos oder Mitfahrgelegenheiten. Was für ein kurioses System?!

Für uns war das sehr schade, da es abzusehen war, dass wir mit der einen möglichen Wanderung und Besichtigung des Klosters in der Nähe mit Sicherheit keine 4 Tage verbringen wollten. Ebenso haben wir auch gelesen, dass in der Region Arschan (+-100 km) es durchaus noch andere schöne Orte oder Wnaderungen hätte geben können.

Wir haben daraufhin beschlossen, unsere Reise zu verkürzen und sind nur 2 Tage in Arschan geblieben. Zum Glück hat unsere Vermieterin hier mitgemacht und es sind uns keine weitere Kosten entstanden.

Wanderung zum Wasserfall

Nach dem ersten Schock über Arschan und die Möglichkeiten haben wir uns am ersten Tag aufgemacht zu dem Kloster Dazan. Nachdem die Orientierung etwas schwierig war (es gibt selbst in diesem Touristenort keinerlei Schilder oder Hinweise und wir mussten mehrfach fragen) hat uns das Kloster mit einer herrlichen Aussicht auf die Berge belohnt. Definitiv ein Ort, wo man gerne einige Minuten verweilt und einfach nur die Natur genießt.

Der zweite Tag war dann unsere Wanderung zu dem Wasserfall Arschan. Vorbei an den vielen Händlern, einigen heißen Quellen und spirituellen Orten ging es auf die Wanderroute. Hier mussten wir dann erstmal Eintritt zahlen (ca. 1 Euro) und direkt danach wurde es auch etwas ruhiger und schöner. Die Route ging in dem Flußbeet bergauf und man hatte einige schöne Aussichten. Der Wasserfall selbst ist nichts besonderes. Wir haben schon sehr viele schönere oder spektakulärere gesehen und es ist eher ein „Standard-Wasserfall“.

Laut unserer Info, sollte es aber noch eine Fortsetzung des Wanderweges am Wasserfall geben. Auch hier gab es jedoch keine Hinweisschilder bzw. waren diese so klein und alt, dass selbst die Beschriftungen nicht mehr lesbar waren. Nach ca 30 min Suche hatten wir dann das Schild gefunden und es ging steil bergauf über einen Bergkamm in ein benachbartes Tal (Der Weg geht rechts steil bergauf, kurz bevor die Hinweisschilder zum Wasserfall nach links unten gehen).

Die Blicke und die Natur hier waren genial. Wir mussten 3x den Fluß überqueren auf teil abenteuerlichen Holzbrücken und ansonsten ging der Weg über Steine, kleine Hügel immer weiter den Fluß bergauf. Nach unserer Recherche ist die Strecke perfekt geeignet, um mehrtägige Touren mit Zelt in den Bergen zu machen und wir haben während unserer Tour auch eine wenige Wanderer mit Zelt getroffen. Diese Touren sind mit Sicherheit wunderschön – alleine das, was wir zu sehen bekommen haben, hat uns fasziniert. Alles in allem ein wirklich klasse Tag mit einer tollen Wanderung!

Unsere Unterkunft

Wir haben unsere Unterkunft über booking.com gefunden und gebucht. Die Unterkunft war einfach, hatte aber 2 Zimmer – eines davon sehr groß mit 4 Schlafplätzen und 1 kleines Vorzimmer mit Wasserkocher und Waschbecken. Das Haus wurde während der Zeit unseres Aufenthaltes gerade renoviert und demnach war der erste optische Eindruck etwas eigenartig.

Allerdings war die Vermieterin absolute klasse! Sie hat wirklich alles getan, damit wir uns wohlfühlten. Wir konnten die Küche mitbenutzen (was wir allerdings nicht gemacht haben), Sie hat uns bei der kostenlosen Stornierung geholfen und hat uns einen Saunaabend ermöglicht in einer Holzsauna und einem wirklich urig schönen Ambiente. Nach dem ersten Schock haben wir uns hier absolut wohl gefühlt und würden sofort wieder zu dieser Vermieterin gehen.

Highlight – alte Baikal Bahn

Nachdem wir unsere Tour auf 2 Tage verkürzt hatten, haben wir uns überlegt doch noch die alte Baikalbahn – Krugobajkalka – von Sljudljanka nach Listwjanka zu nehmen. Hierzu mussten wir das normale Busticket nach Irkutsk kaufen und dann einfach in Kultuk aussteigen.

Ab Kultuk dann mit dem normalen Linienbus nach Sljudljanka (50 Cent) und das Ticket für die alte Baikal Eisenbahn kaufen (ca 1,50 Euro pro Person). Die alte Krugobajkalka fährt mehrmals pro Woche um ca 14.30 uhr ab Sljudljanka und hält an den normalen Haltestellen. Es gibt auch noch eine weitere touristische Tour, welche mit Erklärungen und zusätzlichen Informationen für Touristen mehrmals in der Woche zu deutlich höheren Preisen fährt. Für uns hat die normale Tour allerdings absolut gereicht, da die Bahn an den Haltestellen auch öfters länger steht und man genug Zeit für Bilder hat.

Ansonsten fährt die Eisenbahn auf den historischen alten Gleisen der transibirischen Eisenbahn direkt am Baikalsee. Diese Strecke war eine der teuersten Bahnstrecken bei der Erstellung überhaupt und hat mehrere Tunnel, Brücken und ist teils abenteuerlich in den Berghang am Baikal gebaut. Es handelt sich um eine eingleisige Bahnstrecke und es kann demnach auch immer nur ein Zug in eine Richtung fahren. Die Höchstgeschwindigkeit der Eisenbahn ist maximal 20 km / h, die ganze Strecke dauert ca 6 Stunden und ist 89 km lang.

Während der ganzen Zeit hat man einen wunderschönen Blick auf den Baikalsee. Direkt an der Bahnstrecke gibt auch eine Trecking und Wanderroute, welche von vielen Outdoor-Fans mit Zelt genutzt wird. Man schläft dann einfach mit dem Zelt direkt am See und wenn man keine Lust mehr hat, kann man (1x täglich) einfach in den Zug wieder einsteigen.

Lustig sind die vielen Tunneldurchfahrten bei der Baikalbahn, da hier wirklich gar keine Beleuchtung vorhanden ist. Weder im Tunnel noch im Zug – das bedeutet, dass in dieser Zeit wirklich alles schwarz ist und man seine Hand vor den Augen nicht sieht. Der länste Tunnel ist immerhin 775m lang 🙂

Die Endstation der Bailkalbahn ist Port Baikal. Hier geht es dann mit einer Fähre nach Listwjanka. Hier kann man dann mit einem Bus (haben wir leider den letzten verpasst) oder mit einem Taxi (18 Euro) wieder nach Irkutsk fahren. Wobei uns Listwjanka auf den ersten Blick auch ganz gut gefallen hat und man sicherlich hier auch bequem einen Abend verbringen kann. Unterkünfte und auch Diskos, Bars gibt es reichlich vor Ort.

Fazit Arschan und Bailkalbahn

Arschan ist unserer Meinung nach nicht mehr die „Perle des Baikal“, wie der Ort gerne von Russen genannt wird. Die Ortschaft ist ziemlich runter gekommen und die Wandermöglichkeiten sind – abgesehen von den Mehrtagestouren mit Zelt – sehr begrenzt. Die verkehrstechnische Infrastruktur ist eine Katastrophe und man hat kaum Transportmöglichkeiten vor Ort.

Trotzdem war die Wanderung (unbedingt nach dem Wasserfall weiter gehen!) und das Kloster sehr schön und es hat uns wirklich gut gefallen. Geade in Kombination mit Rückreise inklusive der alten Baikalbahn ist die Tour ein wirklich schönes Ausflug und auch eine Empfehlung wert.

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