Irkutsk am Baikal See – Russland

Nach Novosibirsk ging es für uns weiter mit der transsibirischen Eisenbahn in die deutlich kleinere aber sehr liebevolle Stadt Irkutsk am Baikal See. Nach entspannten 28 Stunden Zugfahrt mit einer russischen Familie mit kleinem Kind im 4er- Abteil (aber ganz lieb) sind wir gegen Nachmittag angekommen. Ca. 5 km vom Bahnhof entfernt war unsere Unterkunft – also los ging’s mit vollem Gepäck durch die Stadt.

Die Stadt Irkutsk hat uns sofort gefallen. Sie ist deutlich kleiner als die anderen Metropolen in Russland, die wir uns angeguckt hatten -derzeit gibt es ca. 550.000 Einwohner. Mitten durch die Stadt fließt der Fluss Angara, welcher der Einzige Abfluss des Baikal Sees ist. In der Mitte einer Flussbiegung liegt die verspielte Altstadt von Irkutsk. Die Stadt ist sehr abwechslungsreich und hat neben einigen typisch russischen Kirchen, Kathedralen und Bauten auch noch sehr viele alte traditionelle Holzhäuser. Einige von diesen Holzhäusern sind sehr gut restauriert und dienen auch teilweise als Museum. Der Großteil der Holzhäuser allerdings ist derzeit eher „billiger Wohnraum“ und nicht sehr begehrt bei den Einwohnern von Irkutsk. Aus diesem Grund verfallen sehr viele Häuser, was sehr schade ist, da die Stadt dadurch in den nächsten Jahren wahrscheinlich ihren sehr schönen Charm verlieren wird.

Warum Irkutsk?

Irkutsk war bei unserer Planung als Ausgangspunkt für unsere Touren zum Baikal See geplant. Wobei wir die Dimension und die Entfernungen – sowie die teilweise fehlende Transportinfrastruktur – doch etwas unterschätzt hatten.

Bis zum Baikal See von Irkutsk sind es noch ca. 70 km. Der See selber ist mit einer Länge von 670 km eine der größten Seen der Welt. Unsere ursprüngliche Planung war es, zum See zu fahren, einige Wanderung zu machen, den See mit dem Schiff zu überqueren und dann irgendwann weiterzufahren nach Ulan Ude. Leider war der Schiffsverkehr allerdings zum Zeitpunkt unseres Besuches bereits eingestellt (Winterbetrieb). Da half es auch nicht, dass wir in Irkutsk sehr viel Glück mit dem Wetter hatten und uns teilweise über 28° Sonnenschein freuten.

Irkutsk – eine Stadt zum verlieben

In der Stadt selbst gibt es gar nicht so viele Sehenswürdigkeiten und Highlights zu entdecken. Die gesamte Innenstadt inklusive der Flusspromenade war in zwei Tagen entspannt angeguckt. Aber die Stimmung und der Charm in der Stadt haben uns unheimlich gut gefallen.

Als kleines Highlight für uns war der zentrale Markt in Irkutsk, wo wir dann fast täglich frisch eingekauft haben. Leckere Salate, Brote oder auch der in dieser Region so berühmte Omul Fisch – ein lachsartiger Fisch – hat man hier zu sehr günstigen Preisen und mit ausgezeichneter Qualität kaufen können.

Aber auch das Leben in der Stadt war absolut sehenswert. Begeistert hat uns zum Beispiel auch der einmal monatlich stattfindende „Tag der Talente“ in der Stadt. Hier haben sich im Zentrum im Stadtpark viele Vereine, Tanzschulen, Musiker und Künstler präsentiert und die Besucher spontan zum mitmachen eingeladen.
Eine tolle Stimmung bei strahlendem Sonnenschein und begleitet mit einigen Musikdarbietungen und Bühnen.

Das Einzige, was wir negatives von Irkutsk berichten können, ist die – wie wir sie auch in vielen anderen Teilen Russlands schon gefunden haben – sture und teilweise abweisende Art der Russen gegenüber Touristen. So wurde zum Beispiel auch für uns der Kauf des Zugtickets nach Ulan Bator ein bleibendes negatives Erlebnis. Dass die Angestellten bei der Bahn kein Englisch sprechen – ok, da können wir mit leben. Dass dann der Schalter allerdings, nachdem wir mit der Schalterdame gesprochen haben und während wir direkt vor dem Schalter über die Hinweise und Routen beraten haben, einfach vorübergehend geschlossen wurde, ist schon fast unverschämt. Dazu muss man sagen, dass die Dame weiterhin hinter dem Schalter saß und einfach Ablage gemacht hat. Andere Schalter, den wir uns dann brav angestellt hatten, wollten uns nach der Wartezeit nicht bedienen und die Schalterdame an unserem Schalter meinte einfach wir müssen halt warten oder morgen wiederkommen. Wir standen ca. 1 Stunde direkt vor ihr am Schalter und haben gewartet, bis sie die Güte hatte, uns dann das Ticket zu verkaufen. Der ganze Vorgang des Ticketverkaufs hat vielleicht 5 Minuten gedauert. Herzlich willkommen Touristen!

Aber die positiven Erfahrungen in Irkutsk waren deutlich in der Überzahl. Egal ob das enspannte Spazieren an der Uferpromenade am Abend (am Wochenende sogar mit open Air Disko) oder auch das Erleben der Einschulung am ersten Schultag. Hier ist es zum Beispiel in Russland wohl üblich, das die Mädchen mit schickem Harrschmuck und alle Kinder mit Schuluniform und mit Blumen zur Schule zu gehen. Ein wirklich interessantes und sehenswertes Erlebnis.

Unsere Unterkunft

Gebucht hatten unsere Unterkunft wieder über Airbnb. Diesmal hatten wir uns allerdings für ein Hostel entschieden, da wir gehofft haben, hier andere Reisende zu treffen und eventuell einige Tipps zu Touren und Ausflügen zu bekommen. Das Hostel war klasse und mit allem ausgestattet, was wir benötigt haben. Leider gab es allerdings kaum andere Gäste bzw. viele russische Gäste, die an einer Kommunikation nicht interessiert waren. Insgesamt müssen wir an dieser Stelle sowieso mal sagen, dass man als Reisender in Russland nicht das Gefühl hat, willkommen zu sein. Die meisten Russen haben kein Interesse daran westliche oder andere Gäste kennen zu lernen und bleiben lieber für sich.

Insgesamt sind wir nach unserem Ausflügen aufgrund der Ausstattung und dem Preis dreimal wieder in dieses Hostel zurückgekommen. An unserem letzten Abend in Irkutsk haben wir dann auch wirklich einen interessanten Reisenden aus Uruguay kennengelernt und einen sehr schönen Abend gehabt.

Touren und Ausflüge

Wir haben zwei Ausflüge in der Region um Irkutsk gemacht. Einmal – dies wurde uns auch von dem russischen Pärchen aus Irkutsk aus der transsibirischen Eisenbahn empfohlen – auf die Insel Olchon.

Der zweite Ausflug sollte zum Wandern ins Gebirge gehen. Hier wurde uns die Regionen Arschan nahegelegt. Sie ist ein Luftkurort im Sayan Gebirge und gilt unter Russen als „Perle des Baikal“.

Zu beiden Ausflügen haben wir einen separaten Reisebericht erstellt.

 

Fazit Irkutsk Reisebericht

Wir haben unseren Aufenthalt in Irkutsk wirklich genossen und hätten sogar noch etwas länger in der Stadt bleiben können. Die Holzhäuser, der Fluss und auch das Leben und die Märkte haben diese Stadt absolut liebenswert gemacht. Als Ausgangspunkt für einige Touren in der Region ist diese Stadt auf alle Fälle ein empfehlenswerter Stopp bei einer Reise durch Russland.